🐻❤️ Deutschlands letzter Zirkusbär „Ben“ im Gnadenhof-Glück

Zu Beginn des Jahres 2016 gelang es uns – mit veterinäramtlicher Unterstützung – Deutschlands letzten Zirkusbären „Ben“ aus den uneinsichtigen und unnachgiebigen Fängen des Skandal-Zirkus Louis Knie / Alberti zu befreien. Während seines traurigen Daseins im Zirkus wurde “Ben” jahrelang nicht nur zu absurden Kunststücken und artwidriger Manegen-Präsenz genötigt, sondern zudem über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt und tierschutzgesetzeswidriger Weise - allein und minderversorgt und -betreut - in unzureichenden, dunklen Verschlägen bzw. Hängern teils achtlos am Straßenrand abgestellt und verwahrt. Wenn das Vorstellungs-Konzept des Zirkus keine Verwendung für ihn hatte, und man das geschundene Tier vor besorgten Blicken Tierschützender, behördlicher Instanzen und der Staatsgewalt verbergen wollte, ließ man es kurzerhand verschwinden. Der erschütternde Skandal sowie der aufreibende Befreiungs-Prozess um „Ben“ schlug riesige mediale Wellen und hielt zudem Tierschützende des ganzen Landes in Atem.

Das leidvolle Zirkus-“Leben“ des ca.1994 geborenen Europäischen Braunbären glich einem niemals enden wollenden Martyrium – sein „Lebensraum“ dabei einem einzigen Provisorium. So fristete das Tier u.a. völlig vereinsamt ein von mentaler und physischer Unterforderung und Verwahrlosung geprägtes Dasein in defizitären und eines solch stolzen und bewegungsfreudigen Raubtieres unwürdigen Haltungs-Verhältnissen, welche dessen „Leben“ mittels beengter Gitterverschläge auf ein absolut eklatantes art- und tierschutzwidriges Minimum limitierte. In einem winzigen, zur „Bären-Bespaßung“ lediglich mit einem baumelnden Autoreifen „ausgestatteten“ Gehege, zog Bär Ben seine sich immer wiederholenden, verzweifelten Kreise. Da Ben zudem teilweise bedarfsmäßig von Zirkus zu Zirkus verliehen und von A nach B gekarrt wurde, sah dieser sich regelmäßig mit zusätzlichen, gravierenden Stressoren hinsichtlich des ständigen (Gastspiel-)Ortswechsels und unsteter Betreuungs-Qualität konfrontiert. Im Zuge unserer damaligen, eingehenden Recherchen wurden wir Zeuge des unsäglichen Leids des vereinsamten und qualgehaltenen Geschöpfes, ehe wir alle uns zugänglichen Hebel in Bewegung setzten, um Bär „Ben“ aus dieser Zirkus-Hölle zu befreien, was uns, mit Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Dezidiertheit, in Kooperation mit engagierten Tierrechts-Kolleg:innen und behördlichem Zutun, letztlich auch gelang.

#FreeBen: Wes Geistes Kind die Betreibenden des Zirkus Louis Knie / Alberti sind, bewiesen diese nicht zuletzt bei der spektakulären wie turbulenten Beschlagnahmung Bens, welche am 14.03.2016 im niederbayerischen Plattling vollzogen wurde, und zahlreiche strafrechtlich relevante Vergehen seitens der Zirkusbetreibenden nebst entsprechender Anzeigen nach sich zog: Mit aller Vehemenz erwehrte der Zirkus sich der amtlich angeordneten Abgabe des geschundenen Bären, wurde gegenüber Aktiven wie Beamten verbal massiv ausfallend und teils körperlich tätlich, ehe er – mit Ben im Gepäck - einen halsbrecherischen Fluchtversuch wagte und seinen Zirkus-Wagen durch eine Absperrung gen Straße lenkte.

Selbst nach gelungener Beschlagnahmung Bens und dessen erfolgreicher Zuführung an den Bären-Gnadenhof Bad Füssing, wollte der Zirkus nicht von „seinem Publikumsmagneten“ ablassen – so bewies dieser erneut sein kriminelles Potenzial, indem er mittels Urkundenfälschung die sofortige Rückgabe des Tieres erzwingen wollte. Dem juristisch bewanderten Vereinsvorstand des Gnadenhofes ist es zu verdanken, dass die Zirkusbetreibenden mit ihrem gefälschten Schriftstück unverrichteter Dinge von Dannen zogen.

Wir haben dem geretteten Ben vor wenigen Wochen einen ausgedehnten Besuch in seinem Für-Immer-Zuhause – dem Gnadenhof für Bären in Bad Füssing/Hart - abgestattet, und uns im Gespräch mit dem leitenden Pfleger Chris, welcher auch mit der Betreuung Bens betraut ist, ein Bild von der neu gewonnenen Lebensqualität des ehemaligen “Zirkus”-Bären gemacht.

Vorerst regelhaft in einem Eingewöhnungs-Gehege separiert, wurde der damals adipöse und zirkusgeschädigte Ben behutsam mit seinem neuen und ungewohnten Zuhause, inmitten des elf Hektar großen, in mehrere naturnahe Gehege gegliederten Bärenparadieses, vertraut gemacht. Das damalige Übergewicht des geretteten Tieres war auf die regelmäßige Gabe völlig ungeeigneter, hochkalorischer “Futtermittel” zurückzuführen – so sei das Raubtier im Zirkus u.a. mit Brot gefüttert worden. Für gesunde und artgerechte Leckereien wie etwa Sellerie war Ben, aufgrund seiner unnatürlichen Futtergewohnheiten, anfänglich kaum zu begeistern.

Nach hinreichender Eingewöhnungsphase durfte Ben sodann sein weitläufiges, mit üppiger Vegetation bewachsenes und einem naturnahen Badeplatz ausgestattetes Gehege beziehen, innerhalb welchem er u.a. mit seiner besten Freundin – Bärin Laima – vergesellschaftet wurde, mit der er nun regelmäßig ausgiebige Bäder genießt und saftige Melonen aushöhlt, deren weniger schmackhafte Schalen meist erst zum Schluss verspeist werden – obligatorische Privilegien, welche der Zirkus Ben jahrelang vorenthielt. Die Gnadenhofbären genießen - wie natürlicherweise üblich - primär vegetarische Kost, wobei diese – mit Blick auf die alljährliche Winterruhe - saisonal angepasst rationiert wird. Den arttypischen Bedürfnissen der imposanten Tiere trägt der hektargroße Gnadenhof vollumfänglich Rechnung. 

Im Gespräch mit dem Gnadenhof-Chefpfleger erfuhren wir, dass die Qualen und Entbehrungen, welche mit der Gefangenschaft und der Ausbeutung im Zirkus einhergingen, weiterhin teils Einfluss auf Bens Verhalten nehmen. Dass Ben bis heute naturwidrige kunststückartige Bewegungen durchführt, wenn er Futter sichtet, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sich gewisse der damaligen Dressur dienliche Konditionierungs-Muster manifestiert haben, welche der Braunbär nicht abzulegen vermag. Ein weiteres schockierendes Indiz für das tiefgreifende und nachhaltige Leid, welches „Zirkus“tiere in Folge von Gefangenschaft und perfider Dressur-Manipulation ertragen müssen.

Unserem ANIMALS UNITED Vorstands-Mitglied Stefan ging beim Anblick des gerade seinem Bad entstiegenen und tropfnassen Ben an unserem sonnigen Besuchstag das Herz auf: Stefan lobt vor allem die „himmlische Ruhe für die Tiere“, die der abseits gelegene, weitläufige und herrlich begrünte Bären-Gnadenhof seinen ausschließlich aus Qualhaltung geretteten Schützlingen auf Lebenszeit bietet, während dieser sich ergänzend dem Natur- und Artenschutz verschrieben hat.

Wir sind unsagbar glücklich, Bär Ben nach seinen jahrelangen Zirkus-Qualen und der aufreibenden Rettungsaktion nun ausgiebig badend, melonenschlürfend und mit Bärenfreunden vertrauensvoll interagierend in naturnaher Umgebung und bei bester körperlicher Konstitution vorzufinden – und freuen uns bereits auf unseren nächsten Besuch im Bären-Gnadenhof Bad Füssing.

🐻❤️ Auf ein baldiges Wiedersehen, lieber Ben.

Chris, dem Chefpfleger des Gnadenhofes, ist es ein Anliegen, Menschen für eine wertschätzende und beidseitig sichere Koexistenz mit wilden Tieren wie Bären zu sensibilisieren. Dieser erklärte uns, dass (Braun-)Bären grundsätzlich scheue Waldbewohner seien, die i.d.R. nur zum Schutz ihrer Jungtiere ein offensives bzw. übergriffiges Verhalten an den Tag legen würden. Es sei demnach wichtig, entsprechende Regionen mit Achtsamkeit zu betreten und gewisse Verhaltensregeln zu beherzigen, damit ein störungs- und angstfreies Mensch-Tier-Zusammenleben in hiesigen Gefilden gelingen kann - und Wildtiere, welche in Reaktion auf missverständliche Begegnungen mit dem Menschen u.U. legitimerweise verteidigend agieren, nicht zu “Problem-Tieren” erklärt werden, welcher man sich mittels Abschuss entledigen müsse.

➡️ Gnadenhof für Bären Bad Füssing/Hart: 👉Willkommen bei der Gewerkschaf für Tiere e.V. - Gnadenhof in Bad Füssing (gewerkschaft-fuer-tiere.de)

Wir bleiben laut und präsent, für einen #CircusOHNE – weil Tiere keine Unterhaltungssklaven sind!